Deutsche Energiewende und interkontinentale Zusammenhänge


Es klingt schon ein wenig eigenartig, aber durch die Energiewende sinken die Strompreise in Deutschland. Dies ist zumindest für große Industriebetriebe der Fall. Die Strompreise sind nicht vergleichbar mit den Preisen im herkömmlichen Strom Vergleich. Großen Industriebetrieben werden in Deutschland zahlreiche Ausnahmegenehmigungen eingeräumt.

Dies führt dazu, dass bei großen und weltweit agierenden Produktionsunternehmen die Produktion verlagert wird. So gibt es bereits energieintensive Betriebe, die ihre Produktion von Australien nach Deutschland verlagert haben. Bei diesen energieintensiven Betrieben spielen die Stromkosten eine sehr große Rolle, d.h., die Stromkosten haben einen sehr großen Anteil an den Gesamtkosten der Betriebe. Deshalb wirken auch schon wenige Cent Unterschied je kWh entscheidend auf die Standortwahl ein. Dies ist bereits in verschieden Branchen der Fall. Ein Beispiel für eine solche Branche sind rohstoffgewinnende Industrien (Alu, Kupfer, Stahl). Aber auch der Neubau von großen Rechenzentren richtet sich zum Teil nach den örtlichen Strompreisen aus.

In Australien wird in einem aktuellen Fall eine Aluhütte aufgrund der Produktionsverlagerung nach Deutschland geschlossen. Wie kommt es zu einer solchen Entscheidung? Auf den ersten Blick setzt Australien noch in großen Teilen auf preiswerten Kohlestrom und Deutschland setzt auf immer mehr Ökostrom.

Gründe für niedrige Strompreise der Industrie

Die Gegner der deutschen Energiewende haben immer die Gefahr für den Industriestandort Deutschland ins Feld geführt. Anscheinend siedeln sich aber momentan auch neue energieintensive Industriebetriebe in Deutschland an.

Heute sind die Strompreise an der Leipziger Strombörse deutlich niedriger als die Strompreise vor dem deutschen Atomausstieg. Die Preise der Leipziger EEX sind für solche Großkunden zwar nicht zwingend verbindlich, bilden aber einen guten Anhaltspunkt. Momentan kann man Strom für unter 5 Cent je kWh kaufen. Dies ist auch international ein interessanter Preis. Doch wie kommt es zu solch niedrigen Preisen? Durch den Vorrang der Einspeisung des Stroms aus erneuerbaren Energien (im deutschen EEG geregelt) wurde einige Kraftwerke vom Markt verdrängt, d.h. die Kraftwerke, die bisher den Preis bestimmt habe, sind oftmals nicht mehr am Netz oder produzieren nicht mehr rund um die Uhr. Da immer die "teuersten" Kraftwerke den Preis an der EEX bestimmen, sind jetzt andere Kraftwerke nachgerückt. Atomkraftwerke beispielsweise produzieren den Strom für ca. 1 - 2 Cent je kWh. Diese lassen sich also immer noch mit sehr großem Gewinn betreiben und spielen den Konzernen große Gewinne in die Kassen.

Die Großindustrie muss aber, im Gegensatz zu den deutschen Bürgern, keine oder kaum Umlagen zur Förderung erneuerbarer Energien zahlen (aktuell sind das ca. 3,5 Cent je kWh). Außerdem gibt es teilweise eine komplette Befreiung von den Netzentgelten, die normale Stromkunden zahlen. Dadurch erhalten Industriebetriebe einen vergleichsweise niedrigen Strompreis.